Das dürfte ein wohl einmaliges Mammutunternehmen sein. In über fünfzig Stunden Sendezeit wird sich Jürgen Kesting erneut - und ausführlich wie noch nie zuvor in Funk oder Fernsehen - mit Maria Callas befassen:
bis 29. Juni 2014 jeden Sonntagnachmittag von 15:04 Uhr bis 17:00 Uhr auf RBB Kulturradio.
Die Manuskripte der Sendungen werden auf der Senderseite als PDF-Dateien veröffentlicht.
Die erste Folge wurde am vergangenen Sonntag ausgestrahlt, das zwölfseitige Manuskript der ersten Sendung enthält auch detaillierte Angaben zu den gesendeten Musikstücken.
Faszinierend - auch wenn sie nicht singt, wie hier beim
Das Hamburger Konzert vom 16. März 1962 war
ein früher Höhepunkt meines Opernlebens.
Hier die Themen der geplanten 26 Folgen:
So 05.01.2014 15:04 - 17:00: "Bist du nun lebendiger, weil du tot bist?" (1)
Die Laufbahn von Maria Callas begann in den Jahren des Krieges und finanzieller Not. Dank fanatischer Arbeit kam sie nach dem Studium bei Elvira de Hidalgo als perfekt ausgebildete Virtuosa 1947 nach Italien und kämpfte sich mühsam an die Spitze. Musik aus I Puritani, La Gioconda, Tristan und Isolde, Adriana Lecouvreuer, Nabucco, Norma.
So 09.03.2014 15:04 - 17:00: "Das Schöne ist des Schrecklichen Anfang" (10)
"Ah! quale voce", sagt ein entsetzter Jason, als die von ihm verratene Medea vor den Pforten seines Palastes steht. Die mörderische Heroine in der Oper von Luigi Cherubini war eine Partie, die, wie u.a. Leonard Bernstein betonte, nur "auf Maria Callas gewartet hat". Die furiose Darstellerin der ob des Liebesverrats zur Kindesmörderin werdenden Medea steht im Mittelpunkt der Sendung.
So 16.03.2014 15:04 - 17:00: Grenzgänge – Klassische Heroinen und Märtyrerinnen der Liebe (11)
Die Saison 1953/1954 war nach Ansicht von Maria Callas die wichtigste ihrer Laufbahn. Sie konnte mit Dirigenten wie Leonard Bernstein, Herbert von Karajan und Carlo Maria Giulini arbeiten – und mit dem Regisseur Luchino Visconti. Neu in ihr Repertoire kamen klassische Rollen wie Glucks Alceste und Gasparo Spontinis Giulia in La Vestale. Auf Schalplatten wurde sie mit einem weitgespannten Repertoire als Sängerin für drei Fächer präsentiert: als Assoluta.
So 18.05.2014 15:04 - 17:00: Donna di Forza II: Maria Callas als Leonora und Aida (20)
In den Werken, die Verdi nach seiner trilogia populare schrieb, verändern sich die Stimm-Charaktere. Die erste Leonora („Il Trovatore“) muss noch Verzierungen und Triller singen, die in „La Forza del Destino“ wird zur Donna di Forza, die lange Bögen mit dramatischem Impetus singen muss. Verdi hat die lyrischen Formen für den Sopran nicht abgeschafft, sondern ausgedehnt und erweitert, um die Intensität des dramatischen Ausdrucks zu erweitern. Maria Callas hat die Partie der Aida zu Beginn ihrer Karriere mit dramatischem Feuer gesungen. Als sie für die Aufnahme ins Studio ging, war ihre Stimme - so wie sie selber – schlanker geworden. Gleichwohl ist ihr ein fesselndes Portrait gelungen, insbesondere im Zusammenspiel mit Tito Gobbi.
So 25.05.2014 15:04 - 17:00: "Ich wollte die Welt zum Weinen bringen" – Mimì und Manon (21)
Bei Puccini seien ihre Talente vergeudet, wandten Kollegen und Kritiker ein, als Maria Callas Partien aufnahm, die sie nie auf der Bühne gesungen hat. Sie selber hat unverblümt gesagt, dass sie die Musik Puccinis "verabscheue". Die Gründe sind nicht leicht zu finden: Lag es daran, dass die Musik ihrer Stimme nicht wirklich lag, oder daran, dass ihr das belcantisch-kunstvolle Singen wichtiger war? Der darstellerische Rang ihrer Portraits aber ist unumstritten.
So 29.06.2014 15:04 - 17:00: Ich habe euch alles gegeben – Die letzten Aufführungen (26)
Nach der Trennung von Onassis begann für Maria Callas ein neuer Kampf: der um ein Come back. Sie ging wieder ins Studio, um französische Arien und Georges Bizets Carmen aufzunehmen. In New York, London und Paris war sie in mehr als dreißig Aufführungen von Norma und Tosca zu erleben. Am 5. Juni 1965 trat sie von der Bühne ab – die "einzige Person, die rechtmäßig die Bühne betreten hat, um den Zuschauer unten erfrieren, leiden und zittern zu machen" (Ingeborg Bachmann).