14. Mai 2012

Vor 50 Jahren: George London - Elisabeth Grümmer - Fritz Wunderlich gemeinsam auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper

Fotos: Screenshots von folgenden YouTube-Videos: George London - Elisabeth Grümmer - Fritz Wunderlich
Am gestrigen Sonntag zur mitternächtlichen Klassik-"Prime-Time" sendete der RBB die Dokumentation von 2011 "George London - Von Göttern und Dämonen", und immer, wenn ich den Namen George London höre, erinnere ich mich an einen frühen Höhepunkt meines damals noch sehr jungen Opernlebens:

Vor ziemlich genau 50 Jahren, am 2. Mai 1962, gastierte George London im Rahmen der "Festlichen Opernabende" an der Hamburgischen Staatsoper als Mozarts Don Giovanni. Und er war nicht das einzige großartige Erlebnis dieses von Hans Schmidt-Isserstedt geleiteten Opernereignisses: Elisabeth Grümmer war Donna Anna, Fritz Wunderlich sang Don Ottavio (s.u. den Scan des Besetzungszettels)! Gesungen wurde seinerzeit noch auf Deutsch, aber die sog. Champagnerarie  sang George London auf Italienisch, und das Publikum gab keine Ruhe, bis er sie wiederholte. Meiner Erinnerung nach das einzige Dacapo, das ich auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper erlebt habe. Auch nach den Arien des Don Ottavio tobte das Publikum vor Begeisterung, - mir schien es länger, als die Arien gedauert hatten, so habe ich es damals in meinem Tagebuch vermerkt, - aber zu einer Wiederholung ließ sich Fritz Wunderlich leider nicht bewegen. Und dann die traumhaft schöne Stimme und tief emotionale Rollengestaltung von Elisabeth Grümmer, einfach unbeschreiblich, - darum hier ein Video mit ihr als Donna Anna (Salzburg 1954):


Zur DVD-Ausgabe der Dokumentation über George London (mit Bonus):

Schaut man sich bei YouTube um, findet man mit George London zwar diverse mit Standfotos geschmückte Audiodateien, aber - jedenfalls bis jetzt - kaum Videomaterial von seinen großen Bühnenrollen. Davon gibt es nun in der genannten Dokumentation, die bei Arthaus auf DVD erschienen ist, reichlich, - man kommt aus dem Staunen nicht heraus, alles bisher unveröffentlichtes Material. Allerdings gab es seinerzeit nur wenige Aufzeichnungen kompletter Opern (- zum Glück aber immerhin den Salzburger "Don Giovanni" von 1954 mit Elisabeth Grümmer, den Münchener "Barbier von Sevilla" von 1955 mit Fritz Wunderlich und eine "Tosca" von 1961 aus Stuttgart mit Renata Tebaldi und George London -), aber Stars der Metropolitan Opera traten in TV-Shows auch in Opernszenen in Bühnenbildern und in Kostüm auf, so z. B. George London und Maria Callas 1956 in einem Ausschnitt aus dem 2. Akt von "Tosca". Die 60-minütige Dokumentation mit diversen Statements von "Weggefährten" zeigt nun - neben Spirituals und Liedern - in zahlreichen Ausschnitten George London in seinen großen Bühnenrollen: Don Giovanni, Boris Godunow, Holländer, Tosca, Wotan, Jago. Aber beinahe noch wichtiger (und aufregender!) ist der sog. "Bonus" von 95 (!) Minuten Dauer: bisher unveröffentlichtes Videomaterial (Oper und Konzert), darunter insbesondere auch die ungekürzte Szene aus "Tosca" (Länge:14:23) und Mussorgskys "Lieder und Tänze des Todes".