30. März 2001

Weiße Hortensien für Semiramide

Das ist mir nur einmal passiert, dass ich mich von einem großartigen Opernerlebnis zu einem Gedicht habe hinreißen lassen. Sei's drum, ich lasse meine Leser gerne mit mir über diesen Versuch schmunzeln...

Bei der konzertanten Aufführung war der Bühnenrand auf dem geschlossenen Orchestergraben komplett mit Blumenkästen voller weißer Hortensien geschmückt. Zwei junge Damen neben mir in der ersten Reihe räumten kurzerhand zwei Kästen ab, um eine bessere Sicht auf die Mitwirkenden zu haben. Hatten wir dann auch, - besonders auf viele Beine...und es gab Wasserflecken auf dem Teppichboden!

Wer nicht dabei war und wissen möchte, wer die Hochgelobten waren: die Besetzungsliste steht unten, das Bild ist durch Anklicken zu vergrößern. 



Weiße Hortensien

Weiße Hortensien im Takte nicken
zu Rossinis Musik! Welch großes Entzücken
ward uns in der Oper in Liège zuteil.

Wir haben’s gewagt, wir waren dabei,
als

  • il maestro dirigierte
    und alle lächelnd inspirierte,
  • il grande contralto superb brillierte,
  • gewandt il basso assistierte,
  • il soprano in Rot tirillierte,
  • auch il tenore imponierte,
  • l’orchestra bravourös agierte.
Kurzum:
  • das Auditorium kollabierte
    ob solcher Koloraturen, Triller!
Vor Staunen ward es immer stiller
bis zum erlösenden Applaus.
Es tobte da das ganze Haus.

Auch die Hortensien waren entrückt,
kehrten nun in unser Blickfeld zurück,
doch wir dachten nur an Belcantomusik.
Doch wer hat da nun was gesungen?
Was hat so schön in der Seele geklungen?
Die Hortensien wissen’s, - und wir,
die von Ferne angereist sind hierher.


März 2001